Unebene Verkehrswege, rutschiger Untergrund, Stress, Eile oder Ablenkung – es gibt viele Gründe, die zu einem Stolper-, Sturz- oder Rutschunfall bei der Arbeit führen können.
Seit etwa zwei Millionen Jahren praktiziert der Mensch beziehungsweise dessen Vorfahren den dauerhaft aufrechten Gang. Das brachte gegenüber anderen Lebewesen entscheidende Vorteile. Doch leider gingen damit auch Gefährdungen einher, die uns Menschen nach wie vor unsanft zu Fall bringen. So stellen Arbeitsunfälle beim Gehen oder Laufen immer noch die häufigste Unfallart dar.
Harte und weiche Faktoren
Warum kommen Stürze beim Gehen so oft vor? Es gibt ein ganzes Bündel von Ursachen, die sich in sogenannte „harte“ und „weiche“ Faktoren gliedern. Zu den harten Einflussfaktoren zählen in erster Linie die möglichen Gefahrenquellen wie unebene, rutschige oder verschmutzte Fußböden, Stolperfallen auf Verkehrs- und Gehwegen sowie mangelnde Beleuchtung auf Verkehrswegen und Treppen. Als weiche Faktoren gelten menschliche Verhaltensweisen wie Hast und Eile, herumliegende Gegenstände oder mangelnde Aufmerksamkeit.
Ergebnisse der Unfallstatistik
Bei den Mitgliedsunternehmen der VBG in der Branche ÖPNV/Bahnen ereignen sich über 80 Prozent der Sturzunfälle während der betrieblichen Tätigkeit, etwa 18 Prozent auf dem Weg zur Arbeit. Die Betroffenen stürzen dabei am häufigsten auf Fußböden und Verkehrswegen.
Ein ebenfalls großer Anteil der Stürze findet auf Treppen und Podesten statt. Außerdem zählten Fahrzeuge wie Omnibusse oder Schienenfahrzeuge und Gleisanlagen zu den branchentypischen Gefahrenquellen.
Der Faktor Mensch
Selbst ein vorbildlich ausgestatteter Betrieb ist nicht gegen solche Unfälle gefeit. Letztendlich kommt es auf den Menschen an. Dessen Verhalten ist geprägt von seiner Persönlichkeit, seiner gegenwärtigen Befindlichkeit und seiner Arbeitssituation. In der Analyse des Unfallgeschehens gehen die Berufsgenossenschaften daher neben den technischen Ursachen für Stürze auch den organisatorischen Gründen nach. Weshalb riskieren Beschäftigte einen Unfall, obwohl sie es doch besser wissen sollten?
Fehlende Aufmerksamkeit
Normalerweise sind Gehen und Laufen alltägliche Vorgänge, die überwiegend unbewusst ablaufen. Bemerkt der oder die Gehende zum Beispiel ein Hindernis wie ein im Weg liegendes Kabel, wird das Gehen für diesen Moment zu einem bewussten Prozess. Es gibt jedoch Situationen, in denen derartige Gefahren nicht wahrgenommen werden. Das ist dann der Fall, wenn die Informationskapazität des Gehirns erschöpft ist. So können Stress, Ärger, Lärm oder ein beim Gehen geführtes Gespräch das Erkennen von Stolperstellen und die Reaktion darauf verhindern.
Macht der Gewohnheit

Nicht zuletzt wirkt sich die Macht der Gewohnheit negativ auf die Unfallstatistik aus. Bestimmte Bewegungsabläufe haben sich bewährt und werden nicht mehr überdacht. Und gerade, wenn es schnell gehen muss, wird Zeit meistens dort gespart, wo längst Routine herrscht. Flinke Bewegungen werden vielfach mit Dynamik und Leistungsfähigkeit gleichgesetzt und machen Sturzunfälle wahrscheinlicher.
Bewusstes Gehen ohne Ablenkung kann so manchen Sturzunfall verhindern.


