Psychische Eignung von Sicherungspersonal im Gleisbau – Ergebnisse der zweiten Sipo-Studie

Wer als Sicherungsposten (Sipo) Arbeitsstellen im Gleisbereich absichert, übernimmt eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Allerdings wird es für Unternehmen zunehmend schwieriger, entsprechend geeignetes Sicherungspersonal einzustellen. Nachdem Mitte der 1990er-Jahre eine erste Sipo-Studie erschien, wurden jetzt erneut die Eignungskriterien für dieses Tätigkeitsfeld grundlegend untersucht.

Anforderungen an Sicherungspersonal nach UVV

Das Leben und die Gesundheit der im Gleisbereich arbeitenden Beschäftigten sind im hohen Maß davon abhängig, dass Sicherungsaufsicht und der Sicherungsposten ihre Aufgaben zuverlässig erfüllen. Entsprechend wichtig ist es, für diese Aufgabe die geeigneten Beschäftigten auszuwählen. In den Unfallverhütungsvorschriften DGUV Vorschrift 77 (diese gilt für VBG-Mitgliedsunternehmen) und DGUV Vorschrift 78 (diese gilt im Bereich der DB AG) „Arbeiten im Bereich von Gleisen“ sind die Anforderungen an Sicherungsposten allerdings eher unspezifisch formuliert. So werden unter anderem ein Mindestalter von 18 Jahren (21 Jahre nach DGUV Vorschrift 78), die körperliche und geistige Eignung sowie die zuverlässige Erfüllung der Arbeitsaufgabe als Kriterien vorgegeben.  

Erfahrungen aus der Praxis

Aktuell verschärft sich auch in der Sicherungsbranche zunehmend der Wettbewerb um qualifiziertes, motiviertes und verantwortungsbewusst handelndes Personal. Die Herausforderung: Einerseits lassen sich jüngere Nachwuchskräfte immer schwieriger rekrutieren, und gleichzeitig haben andererseits erfahrene Beschäftigte mit zunehmendem Alter vermehrt Probleme, die psychologischen Eignungsuntersuchungen, insbesondere nach den Vorgaben der DB AG, zu bestehen. Das führte zu einer branchenweiten Diskussion über die geistige Eignung des Sicherungspersonals, das Einstiegsalter, die Fristen psychologischer Wiederholungsuntersuchungen, die Untersuchungsmethodik sowie die generelle Attraktivität des Berufsbildes.

Initiierung des Forschungsprojekts

Die Forschungsgesellschaft für angewandte Systemsicherheit und Arbeitsmedizin e. V. (FSA) hat daraufhin – rund 25 Jahre nach Erscheinen der ersten Sipo-Studie – ein neues Forschungsprojekt zur „Überprüfung der Kriterien zur psychischen Leistungsfähigkeit des Sicherungspersonals im Gleisbereich“ aufgelegt. In Abstimmung mit den interessierten Kreisen, bestehend aus Unfallversicherungsträgern, Sicherungsunternehmen und der DB AG, war zu klären, ob das Einstiegsalter einheitlich auf 18 Jahre festgeschrieben werden kann. Darüber hinaus sollten psychologische Anforderungsprofile für Sicherungspersonale ermittelt werden. Basis für die Ergebnisse waren Literaturstudien und Interviews mit Experten aus Sicherungsunternehmen. 

Ergebnisse des Forschungsprojekts

In mehreren Bearbeitungsstufen lieferte das Forschungsprojekt die wissenschaftlichen Anhaltspunkte dafür, dass

  • die Eintrittsaltersgrenze von 21 Jahren auf 18 Jahre reduziert werden kann,
  • sich für die Sipos und Sakras (Sicherungsaufsicht) unterschiedliche psychologische Anforderungsprofile ergeben,
  • regelmäßige psychologische Wiederholungsuntersuchungen nur noch für den Anforderungsbereich „Aufmerksamkeit und Konzentration“ gerechtfertigt sind sowie
  • anlassbezogene Untersuchungen nur noch bei erkannten Leistungsdefiziten sinnvoll sind.

Von den Berufsgenossenschaften wird nun geklärt, wie die Erkenntnisse ins Vorschriften- und Regelwerk übertragen und zu praxisnahen Empfehlungen für die Anwendung entwickelt werden können. Denkbar wäre zum Beispiel, die regelmäßigen psychologischen Wiederholungsuntersuchungen für den Anforderungsbereich „Aufmerksamkeit und Konzentration“ mit medizinischen Untersuchungen zu kombinieren. 

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