Sonderausstattung – Linienbusse für den Notfall

Die Aktiv Bus Flensburg GmbH hat in Kooperation mit der Feuerwehr drei Linienbusse so aufgerüstet, dass Rettungskräfte bei speziellen Notfällen schnell auf die Fahrzeuge zurückgreifen können.

Ein Mehrfamilienhaus in Flensburg brennt. Die Bewohnerinnen und Bewohner, teils verletzt, retten sich in die kalte Nacht. Als die Feuerwehr eintrifft, stehen die Familien bei sechs Grad Celsius schutzlos in der Kälte. Ein Bus der Linie 7, der gerade zufällig vor Ort ist, wird spontan als Rettungsort genutzt. Das Fahrzeug bietet den betroffenen Menschen Schutz und Wärme. Außerdem können die Rettungssanitäter im Bus die Personen in Ruhe untersuchen und somit die Erstversorgung sicherstellen.

Dieser Vorfall aus dem Jahr 2022 war ein Auslöser für das Projekt „Notfallbus“ und unterstreicht die enge, langjährige Kooperation zwischen der Flensburger Feuerwehr und der Aktiv Bus Flensburg GmbH. Das Unternehmen verfügt nun über drei speziell umgerüstete Linienbusse für derartige Notfälle.

Die Notfallausstattung

In Absprache mit der Feuerwehr wurden die drei Busse mit folgender Sonderausstattung versehen:

  • Zwei geräumige Schränke hinter dem ­Fahrerarbeitsplatz bieten Stauraum für Notfallrucksäcke, Decken und Ähnliches. Die Schränke wurden von der Feuerwehr bestückt und sind verplombt.
  • Im Bereich von Tür 2 und Tür 3 wurden zwei Behandlungsplätze eingerichtet. Um ausreichend Platz für die Krankentragen zu schaffen, die im Notfall von der Feuerwehr mitgebracht werden, musste jeweils eine Sitzreihe demontiert werden. Zudem wurden spezielle Halterungen für die Tragen angebracht.
  • Im Bereich des Busgelenks wurden blick­dichte Trennvorhänge installiert, um bei ­Bedarf die Behandlungsplätze vom Aufenthalts­bereich zu trennen.
  • Die Behandlungsplätze wurden zusätzlich mit hellen Leuchten ausgestattet, die alternativ auch auf blaues „Trauma-Licht“ umgestellt werden können. Dieses wird von den Betroffenen oft als beruhigend und angenehmer empfunden als helles weißes Licht.
  • 230-Volt-Wechselstrom-Steckdosen wurden im Behandlungsbereich installiert.
  • Für die Steckdosen musste ein Wechselrichter installiert werden, der sich hinter der Dachvoute – der oberen seitlichen ­Abschlusskante des Busdachs – verbirgt.
  • Für sehr lange Einsätze wurde zusätzlich eine Einspeisesteckdose außen am Bus installiert, um gegebenenfalls den Bus über ein externes Stromaggregat zu versorgen.
  • Die Fahrzeuge verfügen – so wie alle Linienbusse in Flensburg – über einen Defibrillator (AED), der bei der Erstversorgung eingesetzt werden kann. Diese mussten nicht erst nachgerüstet werden, da in Flensburg alle Busse im Liniennetz mit AED ausgerüstet sind. Die Geräte wurden und werden über Sponsoren finanziert.
  • Die Ausrüstung mit Blaulichtern ist beantragt, aber derzeit noch in der Genehmigungs­phase. Für die Fahrt zum Einsatzort und zur Ab­siche­rung vor Ort wäre dies wünschenswert.

Die Notfallbusse werden normal im Liniennetz eingesetzt. Bei einem Notfall startet vorrangig ein Bus vom Betriebshof. Sollten alle drei Fahrzeuge gerade im Linienbetrieb unterwegs sein, bricht der Bus, der dem Einsatzort am nächsten ist, die Tour ab und fährt zur Einsatzstelle.

In Flensburg ist man so für Großeinsätze mit vielen Beteiligten in Zukunft gut gerüstet.

Drei Fragen an den Experten

Was war der bislang größte Einsatz der Notfallbusse?

Seit Ausrüstung der Notfallbusse im Jahr 2023 gab es glücklicherweise nur Einsätze als Evakuierungsbus bei Brandereignissen. Flensburg wäre aber nun auch für Großlagen gewappnet.

Wie oft wird ein Notfallbus angefordert?

Es sind durchschnittlich fünf Anforder­ungen pro Jahr.

Wie ist die Resonanz in der Flensburger Bevölkerung?

Wir hatten beim letzten „Blaulichttag“ im Juli 2025 sehr positive Rückmeldungen durch die Bevölkerung. Es gab großes Interesse an der Ausstattung und vielen Menschen wurden die enge Zusammen­arbeit mit der Feuerwehr und die in den Bussen verbauten Besonderheiten erst dann richtig bewusst. Das zeigt nebenbei, dass die Ausstattung den normalen Linienbetrieb nicht beeinträchtigt.

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