Verbesserte Ergonomie – Mehr Komfort am Straßenbahnfahrerplatz

Bei fast allen Straßenbahnfahrzeugen der letzten 30 Jahre war der Sollwertgeber als Fixpunkt fest in der Fahrerkabine verbaut. Einige Verkehrsbetriebe sind inzwischen dazu übergegangen, das Bedienelement direkt am Fahrersitz beziehungsweise in der Armlehne anzuordnen. Auf diese Weise lassen sich Zwangshaltungen vermeiden. Allerdings fehlt dadurch ein Fixpunkt für die Einstellung der optimalen Sitzposition. 

Zentrales Betätigungselement in der Fahrerkabine von Schienenfahrzeugen ist der Sollwertgeber mit integrierter Sicherheits-Fahrschaltung. Dieser wird mit der linken Hand des Fahrers beziehungsweise der Fahrerin (mit oder ohne Armauflage) ständig betätigt. Sitz und Fußstütze können bei der normgerechten Anordnung (siehe Infokasten) sowohl von kleinen als auch großen Personen so eingestellt werden, dass eine ungehinderte Sicht nach außen und die Erreichbarkeit der ­übrigen Betätigungselemente gewährleistet sind. Außerdem sollen die Fahrerinnen und Fahrer in einer ergonomischen Position sitzen können, was nicht immer problemlos möglich ist. Bei einigen Straßenbahntypen klagt das Fahrpersonal über Zwangshaltungen und damit verbundene Folgeerscheinungen wie Verspannungen und Rückenschmerzen. Dies ist neben der Körpergröße auch auf die unterschied­lichen Proportionen, insbesondere die Arm­länge, zurückzuführen.

Anordnung am Fahrersitz

veraltetes Straßenbahn-Steuerpult links neben dem Fahrersitz mit Armlehne
Ursprüngliche Anordnung seitlich am Fahrersitz ohne Verstellmöglichkeit (Solaris Tramino)

Um diese Probleme zu vermeiden und die Ergonomie insgesamt zu verbessern, sind einige Verkehrsunternehmen bei der Neubeschaffung von Straßenbahnfahrzeugen dazu übergegangen, den Sollwertgeber am Fahrersitz zu positionieren. Das erfolgt entweder seitlich am Sitz oder ist in die Armlehne integriert. Eine Reihe von Fahrzeugen ist seit mehreren Jahren im betrieblichen Einsatz, wobei sich die neue Anordnung positiv bewährt hat. Deshalb wird auch bei der Ersatzbeschaffung von Fahrersitzen für Bestandsfahrzeuge beziehungsweise bei der Konzeption von neuen Straßenbahnen die Anordnung am Fahrersitz beibehalten und weiter optimiert. Damit werden zukünftig noch mehr Straßenbahnen mit dieser geänderten Fahrerplatzgestaltung zum Einsatz kommen. 

Vor- und Nachteile

Von den Fahrerinnen und Fahrern wird positiv bewertet, dass der Abstand des linken Arms zum Körper gegenüber der festen Anordnung deutlich geringer ist und damit Zwangshaltungen vermieden werden. Außerdem entfällt die vertikale Relativbewegung des Arms zum Körper durch die Schwingungen des Dämpfungselements des Sitzes. Auf der anderen Seite gibt es jetzt in der Fahrerkabine keinen Fixpunkt mehr, an dem sich das Fahrpersonal bei den Einstellungen von Sitz und Fußstütze orientieren kann. Damit wird die Einstellung der optimalen Position schwieriger und zeitaufwendiger. Problematisch ist vor allem, die vorgeschriebenen Sichtverhältnisse nach außen zu gewährleisten. Diesem Nachteil kann aber mit einem Fahrersitz mit Memory-Funktion begegnet werden. Mit fachkundiger Unterstützung zum Beispiel durch den Betriebsarzt wird die optimale Einstellung für jede Fahrerin und jeden Fahrer so festgelegt und abgespeichert, dass sowohl die Ergonomie als auch die Sichtbedingungen eingehalten werden. Dazu muss aber auch der integrierte Sollwertgeber vertikal und horizontal zur Armlehne verschiebbar sein. 

Beteiligung des Fahrpersonals und der Betriebsvertretung

Die Einführung des geänderten Fahrarbeitsplatzes kann nur erfolgreich sein, wenn das Fahrpersonal und die Betriebsvertretung bei der konkreten Gestaltung mit einbezogen werden. Dies wurde mehrfach erfolgreich durch die Bereitstellung eines Mockups durch die Fahrzeughersteller realisiert. Bei diesem hatten alle Fahrerinnen und Fahrer die Möglichkeit, die Anordnung zu testen und Änderungsvorschläge zu unterbreiten. Dieser Erfahrungsschatz wurde dann bei der endgültigen Ausführung berücksichtigt.

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