Lithium-Ionen-Batterien (LIB) sind seit über 30 Jahren ein fester Bestandteil unseres Alltags – nicht nur im privaten Bereich, sondern auch in vielen Unternehmen. Dabei werden jedoch oft die Risiken unterschätzt, die von LIB ausgehen, wenn diese in Brand geraten.

Lithium-Ionen-Batterien (LIB) werden in verschiedenen Ausführungsformen mit unterschiedlicher Leistung hergestellt, verbaut und verwendet. Sie sind in allen Lebenszyklusphasen anzutreffen, von der Herstellung bis zum Recycling.
Die Brandgefahr durch LIB wird mittlerweile auch in der breiten Öffentlichkeit immer häufiger thematisiert, insbesondere durch Brände und Rückrufaktionen von Smartphones, Notebooks, Powerbanks und Elektrofahrzeugen wie E-Autos und E-Roller. Letztere sind besonders betroffen, sodass viele Verkehrsunternehmen mittlerweile die Mitnahme der E-Scooter in Bahnen und teilweise auch in Bussen untersagt haben. Es kommt überdurchschnittlich häufig zu Bränden der Akkus von E-Scootern, von denen viele in entsprechenden Videoportalen im Internet zu finden sind. Nach Erfahrungen von Feuerwehr und Schadensversicherern brennen Elektrofahrzeuge, insbesondere E-Busse, nicht überdurchschnittlich häufig. Dennoch ist mit zunehmender Elektromobilität auch mit häufigeren Bränden zu rechnen. Daher kommt dem vorbeugenden Brandschutz eine besondere Bedeutung zu.
ANGEPASSTE NOTFALLKONZEPTE
LIB-Brände verursachen nicht nur Sachschäden, sondern können auch Atemgifte und gesundheitsschädliche Verbrennungsprodukte in erheblichem Maße freisetzen. Geraten die Akkus in Brand, entstehen oft sehr schnell große Mengen giftiger Gase, deren Zusammensetzung von der Art und Zellchemie der verwendeten Batteriezellen abhängt. Im Falle eines Brandes kann eine Lithium-Ionen-Batterie bis zu zehnmal so viel thermische Energie wie elektrische Energie freisetzen. Daher müssen angepasste Notfallkonzepte für den Umgang mit diesen Batterien entwickelt werden. Einige Versicherungen fordern auch spezielle Maßnahmen für Lade- und Abstellplätze von Hochvolt-Fahrzeugen, wie beispielsweise Havarieplätze oder gesicherte Ruheflächen.

VORBEUGENDER BRANDSCHUTZ
Wie die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt haben, kann im Brandfall die Einrichtung von separaten Brandschutzabschnitten die Ausbreitung des Feuers deutlich begrenzen. In Betrieben, in denen die Busse über Nacht im Depot geladen werden, sollten Brandschutzabschnitte mit höchstens 25 Fahrzeugen vorgesehen werden. Auch bei einer Aufstellung im Außenbereich wird empfohlen, ausreichende Abstände zwischen den Bussen einzuhalten, um Rettungskräften im Havariefall den Zugang zu den Fahrzeugen zu ermöglichen. Es ist ratsam, die zuständige Feuerwehr bereits in die Planung miteinzubeziehen.
AUFBEWAHRUNG UND LAGERUNG
Wenn Antriebsbatterien oder Teile davon in Verkehrsbetrieben ausgebaut oder repariert werden, muss ein geeigneter Aufbewahrungsort vorhanden sein. Es gibt keine einheitlichen rechtlichen Vorgaben für diesen Zweck. Die Anforderungen an Lager- oder Aufbewahrungsorte für LIB ergeben sich aus einer Gefährdungsbeurteilung. Die Abhängigkeit der Batterieleistung von Faktoren wie der Anzahl der Batterien, dem Energieinhalt, der Zellchemie und dem Zustand der Batterien sowie den Umgebungsbedingungen vor Ort sollte berücksichtigt werden. Die Feuerwehr muss über die Stellplätze von Wasserstoff- und Elektrobussen sowie die Lagerorte von Batterien informiert werden, um diese in der Feuerwehrlaufkarte zu berücksichtigen und das Brandschutzkonzept sowie die Brandschutzeinrichtungen begutachten zu können.
BRANDBEKÄMPFUNG
Die Brandbekämpfung bei Fahrzeugen mit Lithium-Ionen-Akkus unterscheidet sich von Bränden bei konventionell angetriebenen Bussen wie Benzin- oder Dieselmodellen. Diese werden gelöscht, während E-Fahrzeuge im Wesentlichen gekühlt werden. Es gibt jedoch potenzielle Gefahren für die Einsatzkräfte bei der Bekämpfung von Fahrzeugbränden, unabhängig von der Antriebsart. Insbesondere bei einem Brand im Fahrzeuginnenraum entsteht bereits nach kurzer Zeit ein Totalschaden. Daher sollte immer eine risikoarme Einsatztaktik gewählt werden.
GUT ERREICHBARE FEUERLÖSCHER

Das wichtigste Gebot bei jedem Brand ist, Ruhe zu bewahren. Es kommt darauf an, den Standort von Feuerlöschgeräten und Brandbekämpfungsmitteln zu kennen. Feuerlöscher müssen jederzeit schnell und leicht erreichbar sowie einsatzbereit sein. Außerdem müssen die jeweiligen Standorte gut sichtbar gekennzeichnet sein. Sollte die Batterie direkt vom Brand betroffen sein, müssen alle Personen umgehend evakuiert und die Feuerwehr alarmiert werden. Von eigenen Löschversuchen ist dringend abzuraten. Umgebungsbrände in der Nähe der Batterien sollten mit herkömmlichen Löschmitteln wie Feuerlöschern oder Wasser bekämpft werden, sofern dies gefahrlos möglich ist.
SICHERER ABSTELLPLATZ
Sollte das Hochvoltsystem eines Elektrobusses durch einen Unfall oder technischen Defekt beschädigt oder der Betriebszustand aus anderen Gründen unsicher sein, muss das Fahrzeug auf einem sicheren Platz, außerhalb von Gebäuden, abgestellt werden.
Die Anforderungen an geeignete Ruheflächen sind:
- Ort im Freien (Ausgasung beachten),
- Kennzeichnung,
- brandlastfreier Bereich (zehn Meter Umkreis),
- nicht in Schutzzonen (Trinkwasser, öffentliche Plätze),
- versiegelte Fläche (Beton oder Klinker), aber kein Asphalt,
- Entwässerungsanschluss (austretende Stoffe, Löschwasser),
- gegen Zutritt von Unbefugten gesichert,
- gut zu erreichen für Feuerwehr und Rettungskräfte (Feuerwehrzufahrt),
- Löschwasserversorgung (maximal 100 Meter entfernt circa 800 Liter pro Minute) sowie
- Brandfrüherkennung (Sensorik, regelmäßige Kontrollen).
Drei Fragen an den Autor
Welchen Stellenwert hat der Brandschutz auf Betriebshöfen aktuell?
Das Thema wird immer wichtiger. Die Betriebshöfe werden durch steigende Fahrzeugzahlen zunehmend verdichtet, geeignete Grundstücke in für Verkehrsunternehmen guten Lagen werden meist nicht zur Verfügung gestellt.
Wie viele Fahrzeuge kann man zusammen abstellen?
Das kommt auf die Größe der Flotte an. Pro Brandabschnitt sollten es aber nicht mehr als 25 Busse sein, mit ausreichend Abstand zu den benachbarten Fahrzeugbereichen.
Warum ist der Abstand wichtig?
Die Erfahrungen aus Bränden zeigen, dass benachbarte Fahrzeuge auch durch Wärmestrahlung in Brand geraten können, in Abstellhallen kommt zusätzlich der Flammenüberschlag durch brennende Gase hinzu.
