Individualprävention – VBG geht neue Wege

Mit dem Seminar „Individualprävention für Beschäftigte in Verkehrsbetrieben mit Schichtarbeit“ (INDIV) bietet die VBG Maßnahmen zur individuellen Prävention von Versicherten an. Diese richten sich an Beschäftigte, die durch ihre Tätigkeit in Wechselschicht von gesundheitlichen Beeinträchtigungen betroffen oder bedroht sind.

Die VBG unterstützt die betriebliche Prävention zunehmend durch Maßnahmen der Individualprävention, um damit die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu stärken. Im Zusammenspiel von Prävention und Rehabilitation werden Handlungsbedarfe identifiziert und zielführende Interventionsmaßnahmen gegen das Auftreten oder die Verschlimmerung der individuellen Folgen von arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren entwickelt. Dabei werden Gefährdungen betrachtet, die sich aus dem Zusammenwirken verschiedener Risikofaktoren ergeben.

Nächtliche Strassenarbeiten, die nur im Schichtdienst zu erledigen sind
Zur Zielgruppe gehören neben dem Fahrdienst auch Beschäftigte aus der Werkstatt, dem Gleis- oder Oberleitungsbau.

Gestörter Biorhythmus

Schichtdienste können Störungen des Biorhythmus hervorrufen, die sich zum Beispiel durch Schlafstörungen, Entstehung von Übergewicht, Rückenschmerzen, ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen sowie andere psychosomatische Beschwerden bemerkbar machen. Dazu kommen in Verkehrsunternehmen branchenspezifische Einflussfaktoren, wie zum Beispiel Zeitdruck und hohe Verantwortung für die Fahrzeuge und im Umgang mit Kundinnen und Kunden.

Ressourcen stärken

Beschäftigten bieten die Maßnahmen der Individualprävention die Möglichkeit, vor dem Entstehen ernsthafter Erkrankungen aktiv zu werden und die Gesundheit zu erhalten. Den Unternehmen bleiben die Beschäftigten dadurch länger erhalten. Die Stärkung persönlicher Ressourcen durch individuelle Präventionsmaßnahmen reduziert die negativen Einflüsse der täglichen Arbeit. Beschäftigte werden motiviert, etwas für ihre Gesundheit zu tun. Damit lassen sich Arbeitsunfähigkeitszeiten reduzieren.

Die Teilnehmenden erlernen verschiedene Bewegungsübungen und Entspannungstechniken. 

Unterstützung durch die Unternehmen

Im Unternehmen sollten die Beschäftigten, die für eine Individualprävention infrage kommen, auf das Angebot aufmerksam gemacht werden. Gerade die Betriebsärztinnen und Betriebsärzte können hier unterstützen. Sie sehen die Beschäftigten regelmäßig und können frühzeitig die Indikation zu einer Individualpräventionsmaßnahme erkennen.

Im Folgenden erhalten Unternehmen Informa­tionen zu den Inhalten des Angebots, praktische Hinweise, für welche Beschäftigten eine Individualprävention infrage kommt und was bei der Beantragung zu beachten ist.

Lerninhalte der Individualprävention

Ein Strassenbahnfahrer in seinem Führerstand bei der Arbeit
Gerade im Fahrdienst sind sehr viele Beschäftigte im Schichtdienst tätig.

In Modulen, die eine Kombination von aktiven Trainings- und Seminareinheiten beinhalten, wird auf die individuellen Auswirkungen der Schichtarbeit eingegangen. Die Beschäftigten lernen, wie sie ihre Gesundheit fördern und sich vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen schützen können. Nach dem Seminar können die Teilnehmenden sich durch eine App begleiten lassen, um ihre Trainingspläne auch zu Hause qualifiziert durchführen zu können.

Nach einem persönlichen Gesundheitscheck, zum Beispiel durch verschiedene Laboruntersuchungen, EKG oder Lungenfunktionstest, wird für jede teilnehmende Person ein persönlicher Wochenplan entwickelt. Neben individuellen Trainings werden die folgenden Themen in branchenspezifischen Vorträgen vertieft:

  • Auswirkungen der Schichtarbeit auf das Schlafverhalten und die Schlafhygiene,
  • Auswirkungen von Schichtarbeit auf das persönliche soziale Umfeld,
  • Prävention von posttraumatischen Belastungsreaktionen,
  • Informationen zu Alltagsdrogen
    (zum Beispiel Zigaretten, Alkohol, Kaffee),
  • Stressprävention,
  • gesunde Ernährung und Schichtarbeit sowie
  • Bewegungsverhalten und Rückengesundheit.

Auch gesunde Ernährung steht auf dem Trainingsplan.

Aktive Gestaltung für die Gesundheit

Der Wochenplan wird individuell ergänzt durch medizinische Therapie- und Trainingsangebote wie zum Beispiel:

  • medizinische Trainingstherapie wie Ergometer- und Krafttraining,
  • Schwimmen und Wassergymnastik,
  • Massagen und Hydrojet-Anwendungen,
  • Koordination- und Beweglichkeitstraining,
  • Wandern und Nordic Walking,
  • Rückengymnastik und Faszientraining sowie
  • Erlernen von Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung nach Jacobson.

Medizinische Trainingstherapien wie Ergometer- und Krafttraining gehören zum Wochenplan.

Rahmenbedingungen der Individualprävention

Die Individualprävention der VBG findet in der Berufs­genossenschaftlichen Klinik Bad Reichenhall statt und dauert zwei Wochen.

Die VBG übernimmt die Klinikkosten für Unterbringung und Verpflegung sowie für alle im Rahmen des Präventionsprogramms vorgesehenen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen und erstattet außerdem die Kosten für die An- und Abreise.

Im Gegensatz zu den sonstigen Seminarangeboten der VBG besteht hier kein gesetzlicher Anspruch auf eine Teilnahme nach § 23 SGB VII. Eine Möglichkeit zur Teilnahme sollte daher im Betrieb geklärt werden.

Anmeldung der Teilnehmenden

Die Durchführung der Individualprävention muss von den Beschäftigten beantragt werden. Die VBG benötigt zur Teilnahme folgende Unterlagen vollständig:

  • VBG-Antragsformular,
  • ärztlicher Befundbericht sowie
  • WAI-Fragebogen (Work-Ability-Index).

Bei der Erstellung der Antragsunterlagen hat sich die Unterstützung durch Betriebsärztinnen und Betriebsärzte in der Vergangenheit bewährt. Diese haben den notwendigen medizinischen Sachverstand und können die Vordrucke problem­los ausfüllen.

Die Unterlagen sind bei der zuständigen VBG-Bezirks­verwaltung oder unter der E-Mail-Adresse individualpraevention@vbg.de erhältlich.

VBG-Antragsformular

Das Antragsformular enthält neben personenbezogenen Daten und Informationen zur konkreten Tätigkeit auch Hinweise zum Gesundheitszustand des oder der Beschäftigten:

  • Arbeitsunfähigkeit und gesundheitliche Probleme der letzten sechs Monate,
  • Angaben zu aktuellen gesundheitlichen Risikofaktoren,
  • ärztliche Behandlungen, zum Beispiel medizinische Befunde sowie
  • persönliche Ziele in der Individualprävention, zum Beispiel Stressbewältigung oder gesunde Ernährung.

Diese Angaben unterstützen die Betriebsärztin oder den Betriebsarzt bei der Überprüfung der gesundheits- und arbeitsbezogenen Voraussetzungen für die beantragte Maßnahme zur Individualprävention.

Ärztlicher Befundbericht und Work-Ability-Index

Sowohl der ärztliche Befundbericht als auch der WAI-Fragebogen werden von der Betriebsärztin oder dem Betriebsarzt ausgefüllt.

Der Work-Ability-Index ist ein quantitatives Befragungsverfahren, das die aktuelle sowie zukünftige subjektive Arbeitsfähigkeit von Beschäftigten erfasst und bewertet. Es dient als Entscheidungsgrundlage dafür, ob die Beschäftigungsfähigkeit gefährdet ist und gefördert werden sollte.

Drei Fragen an die Betriebsärztin

Wie groß ist das Interesse bei Ihren Beschäftigten am VBG-Seminar?

Wir stimmen im Vorfeld mit dem Betrieb ab, wie viele Mitarbeitende von den einzelnen Bereichen beziehungsweise Abteilungen pro Termin geschickt werden können, und vergeben die Plätze dann an die Interessenten. Für nächstes Jahr haben wir bereits 16 Kollegen und Kolleginnen auf der Warteliste.

Welche Erwartungen äußern die Teilnehmenden vorab?

Viele wünschen sich Unterstützung dabei, ihr Bewegungsverhalten zu verändern, und möchten lernen, wie sie angepasst an ihren gesundheitlichen Zustand richtig trainieren können. Weitere Themenfelder sind gesunde Ernährung und der Umgang mit Stress. Wichtig ist auch der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, die ähnliche berufliche Belastungen haben.

Welche Rückmeldungen bekommen Sie nach dem Seminar?

Wir haben überwiegend positive Rückmeldungen. Die Teilnehmenden versuchen die Umsetzung der neu gelernten Strategien in den Alltag. Das gelingt natürlich nicht immer perfekt, aber wenn nur ein Teil klappt, haben wir ja schon etwas erreicht. Wie nachhaltig das dann über einen längeren Zeitraum ist, werden wir sehen. Eine wichtige Rückmeldung ist auch, dass die Teilnehmenden Wertschätzung für ihre berufliche Belastungssituation erfahren und sich ernst genommen fühlen.

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