Feuergefahr in Betriebshöfen – Sicherheitsrisiko Platzmangel

Brände von Bussen kommen seit Jahren immer wieder vor. Offizielle Statistiken hierzu sind nicht verfügbar. Es wird jedoch geschätzt, dass in Deutschland jährlich circa 350 bis 400 Linien- und Reisebusse brennen. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Wenn Busse auf Betriebshöfen Feuer fangen, können sie dort gefährliche Großbrände auslösen. 

Das bisher schwerste Brandereignis auf einem deutschen Betriebshof fand 2011 in Bottrop statt. Hier verbrannten insgesamt 68 Busse und die komplette Abstellhalle wurde ein Opfer der Flammen. Grund war ein elektrischer Defekt an der 24-Volt-Anlage eines Busses. Dieses Ereignis führte dazu, dass Busbrände seither stärker untersucht werden. Auch in jüngerer Zeit kam es in mehreren deutschen Städten zu Bränden von Bussen auf Betriebshöfen. Die Brandursachen konnten nicht in allen Fällen vollständig geklärt werden. Betroffen waren neben Dieselbussen auch Elektrobusse. Jedoch ist nicht zu erkennen, dass von Bussen mit alternativen Antrieben erhöhte Brandgefahren ausgehen.

Vielfältige Brandursachen

Es gibt eine Vielzahl von Ursachen, die zu Bränden führen können. Hierzu gehören zum Beispiel ein undichtes Kraftstoffsystem, Defekte an der Abgasnachbehandlung sowie am 24-V-Stromsystem. Bei konventionellen Bussen besteht die größere Wahrscheinlichkeit von Bränden unterwegs im Fahrbetrieb. Zur Schadensbegrenzung kommen beim Dieselbus Brandmelde- und Brandunterdrückungsanlagen für den Motorraum zum Einsatz. Inzwischen stellen aber die Defekte an elektrischen Anlagen eine der Hauptursachen für Brände dar. In den letzten Jahren sind mehr elektrische Komponenten in Bussen montiert worden, insbesondere USB-Ladesteckdosen und Fahrgastinformationssysteme. Bei E-Bussen sind viele der klassischen Komponenten weggefallen. Deshalb geht man aktuell davon aus, dass diese Modelle das höchste Brandrisiko während des Ladens auf dem Betriebshof haben.

Platzmangel erhöht das Risiko 

Bei Bränden auf Betriebshöfen sind keine Fahrgäste betroffen. Dennoch entsteht hier nicht selten erheblicher Sachschaden. Da die Fahrzeuge oft sehr eng abgestellt werden, breiten sich die Flammen schnell aus und greifen auf andere Busse über. Insbesondere in Hallen besteht das Risiko von schnellen Brandüberschlägen, die von der Feuerwehr nicht sofort wirksam bekämpft werden können. In den letzten Jahren kam es in den meisten Unternehmen zu einer erheblichen Verdichtung der Fahrzeuge, die auf dem Betriebsgelände abgestellt werden mussten. So wurden beispielsweise viele Solobusse durch Gelenkbusse ersetzt, die Angebote der Unternehmen wurden erheblich ausgeweitet. Auch in der Zukunft ist davon auszugehen, dass die Busflotten weiter wachsen werden, sodass sich das Platzproblem wohl noch verschärfen wird.

Einteilung in Brandabschnitte

brennende Abstellhalle in der Nacht
Der Brand in Bottrop am 25.11.2011 führte zu einem Totalverlust von 68 Fahrzeugen.

Die bisherigen Erfahrungen mit Fahrzeugbränden machen es notwendig, die zukünftige Art der Abstellung der Busse zu überdenken. Hitze und Rauch müssen im Falle eines Brandes nach oben abgeführt werden. Es ist daher sinnvoll, Dächer möglichst leicht zu gestalten, um einem Feuer möglichst wenig Widerstand zu bieten. Daher sind Betondecken aus Brandschutzgründen nicht sinnvoll, auch Photovoltaikanlagen, die nicht sofort abgeschaltet werden können, erhöhen die Brandlast. Bei größeren Betriebshöfen ist auch daran zu denken, dass Abstellhallen und Carports ausreichend weit aus­einanderstehen, um einen Feuerüberschlag zu verhindern. Innerhalb von Hallen und Carports lässt sich der Schutz durch Einteilung in mehrere Brandabschnitte deutlich verbessern. Nach ersten Überlegungen von Branchenexperten werden für einen wirksamen Brandabschnitt circa 20 Busse empfohlen, deren vorübergehender Verlust sich im Brandfall versicherungstechnisch und organisatorisch verkraften lässt. 

Mehr Sicherheit durch Freiaufstellung

neue Abstellhalle für Busse in der Nacht, innen hell erleuchtet, mit leuchtendem Schriftzug „Vestische“
Nach dem Brand: die neue Abstellhalle

Ein größerer Abstand als bisher wird auch bei der Freiaufstellung von E-Bussen empfohlen. Die Aufstellung auf dem Außengelände begünstigt die Brandbekämpfung und ermöglicht den Abzug von Hitze und Rauch. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass Batterien vorkonditioniert werden müssen und dass das Vorheizen beziehungsweise Vorkühlen des Innenraums bei E-Bussen hier deutlich mehr Energie benötigt als bei der Abstellung in Hallen oder Carports. Auch im Winter bietet die Freiaufstellung Nachteile, denn hier müssen vor dem Ausrücken vom Betriebshof Eis und Schnee vom Fahrzeugdach entfernt werden. Um Schadensfälle zu vermeiden, ist es wichtig, Batterien und Lade­infrastruktur sensorisch zu überwachen. So kann bei Unregelmäßigkeiten der Ladevorgang unterbrochen werden und eine Meldung an die Leitstelle erfolgen, die dann weitere Maßnahmen einleiten kann. Auch bei Abstellplätzen für defekte Fahrzeuge, sogenannte Havarie- oder Quarantäneplätze, ist eine sensorische Überwachung der Fahrzeuge sinnvoll.

Die bisherigen Schadensfälle machen weitere Überlegungen zur Gestaltung von Betriebshöfen notwendig. Die wichtigsten davon sind:

  • Neben dem Haupttor sollten ein oder mehrere zusätzliche, Not-Ein- und -Ausfahrten vorgesehen werden. Zusätzlich sind für die Feuerwehr Umfahrungen und Feuerwehraufstellflächen vorzusehen und frei zu halten. Auch ist ausreichend Löschwasser vorzuhalten.
  • Es sollten ausreichend freie Verkehrswege vorhanden sein, um Busse im Brandfall noch wegfahren zu können. 
  • Die Infrastruktur des Betriebshofes sollte an zentraler Stelle schnell abgeschaltet werden können. Dies betrifft die Ladeinfrastruktur, die Stromversorgung und gegebenenfalls die Druckluftversorgung für die Fahrzeuge. Das vermindert die Gefährdung in einem Schadensfall. 

Grundsätzlich ist es sinnvoll, die vorhandene Struktur nicht weiter zu verdichten und gegebenenfalls zu entzerren. Daher sollten Abstell­anlagen von den Arbeitsbereichen getrennt werden. Eine Kombination mit Büro- oder gegebenenfalls sogar Wohngebäuden sollte unbedingt vermieden werden.

Brandschutz auf Betriebshöfen

Was ist bei Betriebshöfen mit alternativen Antrieben zu beachten?

Diese benötigen viel Platz, insbesondere für die Ladeinfrastruktur, gegebenenfalls auch für eine Wasserstofftankstelle.

Was ist beim Brandschutz besonders zu berücksichtigen?

Früher ausreichend geplante ­Betriebshöfe wurden nachträglich so verdichtet, dass heute kaum noch Platz vorhanden ist. Hier ist ­insbesondere die Kommunalpolitik gefordert, den Verkehrsunternehmen geeignete und ausreichend große Grundstücke zur Verfügung zu stellen.

Was sollte aus Brandschutzgründen vermieden werden? 

Es sollten möglichst nicht mehr als 20 Fahrzeuge in einem Brandabschnitt abgestellt werden. Vorhandene Garagenlösungen sind zur Abstellung von E-Bussen und insbesondere Brennstoffzellenbussen häufig nicht geeignet.

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